Ob bei präziseren Diagnosetools oder der Optimierung von Krankenhausabläufen – die Einsatzmöglichkeiten von KI in der Medizin sind vielfältig. In Thüringen haben sich Unternehmen und Forschungseinrichtungen darauf spezialisiert, maßgeschneiderte digitale Lösungen für den Gesundheitssektor zu entwickeln und umzusetzen. Darüber hinaus setzen Thüringer Krankenhäuser zunehmend auf KI-gestützte Lösungen, um die Patientenversorgung und betriebliche Effizienz zu verbessern.
Der InnoLOG „IKT meets Gesundheitswirtschaft“ im Technologie- und Innovationspark (TIP) Jena bot eine exzellente Gelegenheit, die neuesten digitalen Innovationen im Gesundheitswesen hautnah zu erleben. Organisiert vom ThCM, brachte die Veranstaltung führende Akteure zusammen, die in Thüringen bei der digitalen Transformation im Gesundheitswesen an der Spitze stehen. In den folgenden Abschnitten stellen wir einige der spannendsten Unternehmen und Initiativen und ihre innovativen Technologien vor.
1. Zukunftsweisende IKT-Innovationen - Thüringer Unternehmen für die Gesundheitsbranche
Redwave Medical: Innovative Diagnostik für die Herz-Kreislauf-Gesundheit
Das Jenaer Unternehmen Redwave Medical, das 2017 gegründet wurde, setzt KI ein, um die Früherkennung von Krankheiten zu verbessern. Ihre KI-gestützten Algorithmen liefern innovative Lösungen zur medizinisch genauen Ermittlung von Gesundheitsparametern für Blutdruck, Arterienfunktion und Herzleistung. Im Oktober 2022 wurde das Unternehmen mit dem KfW Award Thüringen ausgezeichnet, was ihre Innovationskraft und Bedeutung im medizinischen Bereich unterstreicht.
DeepEn GmbH: Hochinnovative holografischen Endoskopie-Technologie
Das Startup DeepEn GmbH, 2024 in Jena gegründet, hat eine bahnbrechende Endoskop-Technologie entwickelt. Mit einem holographischen Modulator, der Licht präzise formt, ermöglicht das Unternehmen die Entwicklung feiner, hochauflösender Endoskope, die besonders für die Untersuchung empfindlicher Organe geeignet sind. So sind mit den neuen superdünnen Mikroendoskopen von DeepEn tiefe Einblicke in das Gehirn und andere Organe mit einer bislang unerreichten Auflösung bei minimaler Invasivität möglich. Die Daten werden durch digitale Methoden zu einem sichtbaren Bild für die Anwender. Durch den Gewinn des Sonderpreises für junge Unternehmen beim Thüringer Innovationspreis 2024 und eine siebenstellige Seed-Finanzierung 2025, steht das Unternehmen bereit, seine Vision von hochpräzisen, minimalinvasiven Endoskopen bis Ende 2025 auf den Markt zu bringen.
Bright Giant: KI-gestützte Massenspektrometrie für die Stoffwechselanalyse
Die Bright Giant GmbH optimiert die Analyse von Stoffwechselprozessen mit Hilfe von KI-unterstützter Massenspektrometrie. Ihre innovativen Lösungen ermöglichen eine präzisere und schnellere Analyse von Stoffwechselveränderungen, was die Entwicklung neuer Diagnosetools und therapeutischer Ansätze im Bereich der Medizin vorantreibt.
Quantifisens: Quantentechnologie trifft Messtechnik
QUANTIFISENS ist ein Forschungsbündnis, das sich auf die Entwicklung innovativer faseroptischer Sensorlösungen spezialisiert hat. Mit modernster Quantentechnologie und hochentwickelter Messtechnik zielt das Projekt darauf ab, hochpräzise, minimalinvasive Diagnoselösungen zu schaffen. Diese Technologien, die insbesondere in der Präzisionsmedizin und Endoskopie Anwendung finden, ermöglichen eine verbesserte Patientenversorgung durch detaillierte, strahlungsfreie Diagnosen. Das Projekt wird mit einer Förderung von rund zwölf Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt.
2. KI in Thüringer Krankenhäusern: Einblicke in die Praxis
Thüringer Krankenhäuser setzen verstärkt auf KI-gestützte Technologien, um die Patientenversorgung und betriebliche Abläufe zu optimieren:
Frühzeitige Diagnose: KI-gestützte Bildverarbeitung verbessert die Erkennung von Krankheiten und ermöglicht frühzeitige Interventionen. Am Universitätsklinikum Jena (UKJ) wird KI seit 2019 zur Analyse medizinischer Bilder aus der Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt.
Optimierte Abläufe: Automatisierung von Verwaltungsaufgaben und Patientenmanagement durch KI erhöht die Effizienz, etwa durch verbesserte Bedarfsprognosen für Blutkonserven, optimierte Dienstpläne und erleichterte Koordination von Patiententransporten. Im Rahmen der BMBF-Nachwuchsforschergruppe KI-LoV erforscht das UKJ Jena derzeit, wie datengetriebene Modelle die Logistik im Gesundheitswesen effizienter gestalten können.
KI, Automatisierung/Robotik und Systemintegration: An der Ernst-Abbe-Hochschule Jena wird die Automatisierung und Entwicklung robotischer Assistenzsysteme in Krankenhäusern vorangetrieben, für präzisere chirurgische Eingriffe und die Entlastung des medizinischen Personals. Auch in der Rehabilitation gewinnen IKT-gestützte Lösungen wie intelligente Prothesen und Exoskelette an Bedeutung. Virtuelle Gesundheitsassistenten und Remote-Monitoring-Systeme steigern zudem die Betreuungsqualität.
3. Überwindung der Herausforderungen in der Digitalisierung des Gesundheitswesens
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet enormes Potenzial, doch um diese Chancen erfolgreich zu nutzen, müssen regulatorische Hürden überwunden und Datenschutzbedenken adressiert werden. Eine wichtige Maßnahme, um den rechtlichen Rahmen zu meistern, sind gezielte Schulungen für das medizinische Personal. Diese helfen, komplexe Vorschriften zu verstehen und sicher anzuwenden.
Gleichzeitig eröffnet der Einsatz von anonymisierten oder synthetischen Daten einen Weg, Innovationen voranzutreiben, ohne die Privatsphäre der Patienten zu gefährden. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist das AVATAR-Projekt in Thüringen, das reale Patientendaten in digitale Avatare umwandeln soll, sodass die Daten datenschutzkonform genutzt werden können.
Die Einführung digitaler Lösungen im Gesundheitswesen erfordert zudem den Abbau von Akzeptanzbarrieren und den Ausbau digitaler Kompetenzen. Durch praktische Demonstrationen, die den Nutzen der Technologien im realen Einsatz zeigen, klare Kommunikation über die Vorteile und Funktionsweisen und gezielte Schulungen lassen sich dies erreichen. Einheitliche Datenstandards und eine enge Zusammenarbeit zwischen Anbietern sind auch essenziell, um das Potenzial der Digitalisierung voll auszuschöpfen.
Fazit
Die im Rahmen des InnoLOGs präsentierten digitalen Lösungen belegen eindrucksvoll, wie Thüringer Unternehmen die Patientenversorgung verbessern und die Effizienz von Gesundheitsprozessen steigern. Auch wenn die Digitalisierung im Gesundheitswesen noch vor Herausforderungen steht – etwa in Bezug auf Datenschutz – zeigt sich, dass Thüringen gut gerüstet ist, diese Hürden zu überwinden. Letztlich ist die digitale Transformation im Gesundheitswesen nicht nur ein Ziel, sondern ein fortlaufender Prozess, in dem Thüringen eine wichtige Rolle spielen wird.