Mit wenig Mitteln zu Innovation: Erfolgsstrategien für Unternehmen
Innovationen sind nicht nur großen Unternehmen vorbehalten. Auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können mit den richtigen Strategien erhebliche Fortschritte erzielen. Dies zeigte die jüngste Veranstaltung des ThCM unter dem Titel „InnoLOG: Dialog der Ideen, Treffpunkt der Innovation“ am 29. August 2024. Hier gaben die Unternehmensberaterin Lena Lührmann sowie führende Persönlichkeiten und Organisationen spannende Einblicke in Best Practices und Strategien, um die Innovationsfähigkeit von Unternehmen zu steigern. Die vorgestellten Beispiele zeigen eindrucksvoll, dass Erfolg durch Kooperation, kluge Ressourcennutzung und Offenheit für Neues möglich ist.
Personalmanagement
Lena Lührmann, eine anerkannte Unternehmensberaterin für Innovation und Zukunftssicherung, bietet pragmatische Ansätze, um Unternehmen dabei zu unterstützen, zukunftsfähig zu bleiben. Die Zukunftssicherung steht oft im Spannungsfeld zwischen notwendigem Wandel und bestehenden Strukturen. Dabei empfiehlt Lührmann, weniger kostspielige Top-Down-Lösungen. Eine positive Informations- und Fehlerkultur sowie die Schaffung einer zukunftsorientierten Unternehmenskultur sind ebenso wichtig. Sie setzt dabei an einer besseren Nutzung der vorhandenen Personalressourcen im Unternehmen an – eine Veränderung, die Zeit braucht, aber letztlich zu langanhaltendem Erfolg führt. Sie ist überzeugt, Innovationen lassen sich oft ohne hohe finanzielle Mittel im Unternehmen erreichen, doch Zeit ist hierfür eine unverzichtbare Ressource.
In ihrem Ansatz wird weniger an den traditionellen Stellschrauben im Personalmanagement (Workshops, Weiterbildungen und Teambuilding-Events) gedreht – hier ist das Verbesserungspotenzial vielerorts bereits ausgeschöpft, sondern das konventionelle Wissen, die Mindsets und intrinsische Motivation der Mitarbeiter positiv beeinflusst und genutzt. Das erfordert zwar anfangs tiefergehende Veränderungen und Analysen auf Personalebene, zahlt sich jedoch aus, da hierdurch die Innovationsbereitschaft sowie die Zufriedenheit unter den Mitarbeitern steigt.
- Konventionelles Wissen: Mitarbeiter besitzen oft vielfältige Kompetenzen über ihr Spezialgebiet hinaus, die eventuell für andere Unternehmensbereiche nutzbar sind. Als Beispiel nennt sie private Influencer-Fähigkeiten der Mitarbeiter, die auch beruflich genutzt werden können.
- Mindsets: Ein Wechsel vom „Fixed Mindset“ zum „Growth Mindset“ der Mitarbeiter kann erhebliche Potentiale freisetzen. Divers zusammengesetzte Innovationsteams, in der neue Ideen gefördert und Fehler als Teil des Prozesses gesehen werden, beziehen vielfältige Perspektiven mit ein und stärkt die intrinsische Motivation der Mitarbeiter zur Innovation und damit die Innovationskultur.
- Intrinsische Motivation: Die richtige Aufgabenverteilung kann Wunder bewirken. Menschen sollten Aufgaben übernehmen, die sie nicht nur fordern, sondern auch erfüllen. Das steigert die Effizienz und Zufriedenheit im Team. Dies kann durch Umstrukturierungen innerhalb der Abteilungen geschehen.
Weitere Strategien zur Steigerung der Innovationsfähigkeit umfassen unter anderem das Teilen von Patenten zur schnelleren Marktentwicklung, Open Innovation sowie die Nutzung von Transferzentren und Förderprogrammen.
Patente teilen für Marktentwicklung
Die Maximator Hydrogen GmbH ist führend in der Entwicklung von Systemlösungen für die Wasserstofftechnologie. Trotz begrenzter Ressourcen hat das Unternehmen bedeutende Fortschritte gemacht und wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter der Innovationspreis Thüringen 2023 in der Kategorie „Industrie“. Ziel ist es, Wasserstofftankstellen zu errichten sowie die großflächige Nutzung von Wasserstoff zu fördern und klimaneutrale Infrastrukturen zu schaffen. Ein Schlüssel zum Erfolg ist die Freigabe ihrer Patente, um die Innovationsgeschwindigkeit im gesamten Sektor zu erhöhen.
Kombination verschiedener Disziplinen
Das 2021 gegründete Medizintechnik-Unternehmen Migrohead Hörsysteme hat neuartige Otoplastiken aus Keramik entwickelt. Diese Verbindungsstücke zwischen Ohr und Hörgerät sind für alle marktüblichen Hörsysteme nutzbar und wurden bereits patentiert.Dieses innovative Konzept brachte ihnen mehrere Preise ein, darunter den Bundesinnovationspreis für das Handwerk 2024.Ihr Geheimnis? Sie haben ihre Erfahrungen aus der Hörakustik und Zahntechnik kombiniert, um etwas völlig Neues zu schaffen. Die innovative Kombination zeigt eindrucksvoll, dass es sich lohnt, über den Tellerrand zu schauen und Wissen aus unterschiedlichen Bereichen zu vereinen.
Open Innovation
Das Innovationszentrum InQuoSens bündelt Forschungsaktivitäten in Quantenoptik und Sensorik und arbeitet an Quanten-Photonischen Integrierten Schaltkreisen (Q-PICs). Mit einem Fokus auf Open Innovation und einem offenen Makerspace in Jena unterstützt das Zentrum zahlreiche Start-Ups sowie KMU. Diese haben dort die Möglichkeit, gemeinsam an neuen Ideen zu tüfteln. Neben praxisnaher Forschung spielt die Qualifizierung von Spitzenkräften eine zentrale Rolle, um die Innovationsfähigkeit der Thüringer Industrie nachhaltig zu sichern.
Transferzentren und Vernetzungsformate nutzen
Das Leistungszentrum InSignA arbeitet an KI-basierten Signalanalyse- und Assistenzsystemen für Produktion, Energieversorgung und Robotik. Sie setzen auf regionale Wertschöpfungsnetzwerke und internationale Kooperationen. Ein großer Teil ihres Erfolgs liegt darin, dass sie eng mit anderen Forschungseinrichtungen und Unternehmen zusammenarbeiten, um prototypische Lösungen und Geschäftsmodelle zu entwickeln, in Bereichen wie intelligenter Signalanalyse, Echtzeitsimulation, Edge-Computing und technischer Datenschutz.
Das Thüringer Zentrum für Lernende Systeme und Robotik (TZLR) versteht sich als Schnittstelle zwischen Universität, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Wirtschaft in Thüringen. Es bündelt Kompetenzen in Bereichen wie Big Data, Maschinelles Lernen/KI und Robotik. Zudem unterstützen sie Unternehmen bei der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. So bleibt das Wissen nicht nur in der Theorie hängen, sondern findet direkt Anwendung in der Praxis.
Förderprogramme
Das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft (TMWWDG) fördert Innovationsprojekte durch zahlreiche Fördermaßnahmen, die in dem Programm „Thüringen MOTIVation“ gebündelt sind. Sie unterstützen Unternehmen und Forschungseinrichtungen dabei, neue Produkte, Prozesse und Dienstleistungen zu entwickeln. Im Rahmen eines Workshops, wurde im speziellen die Thüringer FTI Thüringen PERSONEN Richtlinien vorgestellt. Hierbei unterstützt das TMWWDG KMUs, sowie Forschungseinrichtungen bei der Gewinnung, Entwicklung und Sicherung von hochqualifizierten Mitarbeitenden, insbesondere im MINT-Bereich (FTI-Thüringen PERSONEN - Thüringer Aufbaubank).
Die einzelnen Fördermittel aus der „Thüringen MOTIVation“ können hier eingesehen werden: Innovationsförderung | Thüringer Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium (thueringen.de)
Die Veranstaltung hat eindrucksvoll gezeigt, dass auch KMU mit geeigneten Strategien und Kooperationen erhebliche Fortschritte in der Innovationsfähigkeit erzielen können. Diese Ansätze verdeutlichen, dass Innovation nicht zwangsläufig hohe finanzielle Mittel erfordert, sondern vielmehr Zeit, kluge Ressourcen-Nutzung und eine offene Unternehmenskultur.
Fotos: ©Christian Steiner/Batix Software GmbH
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Referentin Research & Content Management
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